Der 8. Mai
Umkämpfte Be-Deutung
Der 8. Mai 1945 ist der Tag der bedingungslosen Kapitulation der Deutschen Wehrmacht und des offiziellen Endes des Zweiten Weltkriegs in Europa. Der Sieg der alliierten Truppen über das NS-Regime beendete dessen verbrecherischen Angriffs- und Vernichtungskrieg sowie die rassistische und politische Verfolgung und Vernichtung von Millionen von Menschen. Der 8. Mai ist noch kein offizieller Feier- oder Gedenktag in Österreich.
Die lasch durchgeführte Entnazifizierung, die Wiederbesetzung von wichtigen Positionen mit (ehemaligen) Nationalsozialist:innen, die geringe Anerkennung von Opfern des NS-Regimes, das Versäumnis, Emigrant:innen wieder zur Rückkehr nach Österreich einzuladen, sind Zeichen hierfür. Das Fehlen einer Zäsur spiegelt sich ebenso in der sogenannten "Opfer-These" wider sowie in der Bedeutung des Nationalfeiertages am 26. Oktober, an dem der Beendigung der Besatzung und dem Beginn der Neutralität gedacht wird.
Die späte Aufarbeitung Österreichs der NS-Vergangenheit und die Etablierung einer kollektiven Erinnerungskultur begünstigten die Umdeutung des 8. Mai und damit des Wiener Heldenplatzes durch rechtsextreme Burschenschaften des Wiener Korporationsrings mit. In den 1990er-Jahren begannen diese Burschenschaften, ein Gedenken an die gefallenen Wehrmachtssoldaten und Angehörigen der NS-Verbrecherorganisationen vor der Krypta abzuhalten.
Der Raum der Krypta befindet sich im rechten Flügel des Burgtors und wurde in den 1930er-Jahren als Gedenkraum für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs geschaffen. Die an diesem Ort stattfindende Fusionierung des Gedenkens an die Gefallenen beider Weltkriege und die damit einhergehende Vermischung, für welche "Heimat" gekämpft wurde, fand nach 1945 statt.
Im Jahr 1997 stimmten alle Parteien im österreichischen Parlament für die Einführung des 5. Mais als nationalen Gedenktag in Österreich. Seit 1998 veranstalten die Vertreter:innen der österreichischen Regierung an diesem Tag - dem Tag der Befreiung des KZ Mauthausen - den Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus.
Die ersten Anstrengungen, den 8. Mai nicht zu einem Tag werden zu lassen, an dem die Niederlage der deutschen Wehrmacht betrauert wird, fanden bereits ab dem Jahr 2002 durch eine Vielzahl von zivilgesellschaftliche Organisationen statt. Seit 2013 wird am Heldenplatz das vom Mauthausen Komitee Österreich veranstaltete Fest der Freude mit einem Gratiskonzert der Wiener Symphoniker gefeiert. Im Jahr 2013 führte das Österreichische Bundesheer auch erstmals eine Mahnwache vor der Krypta durch. Das offizielle Österreich bezieht eine klare Position: Der 8. Mai ist ein Tag der Freude über das Ende der NS-Herrschaft in Europa und ist dem Gedenken an die Opfer der Verfolgungs- und Vernichtungspolitik gewidmet.