Marcus Nigsch

Am 8. Mai 2025 feiert das Fest der Freude am Wiener Heldenplatz den 80. Jahrestag der Beendigung des Zweiten Weltkriegs. Der Abend wird mit der Uraufführung von Beyond, einem neuen Werk des österreichischen Komponisten Marcus Nigsch, eröffnet.

Portraitfoto Marcus Nigsch © Florian Lechner

Nigschs Werk steht stilistisch im Zeichen der "neuen Offenheit" und lässt sich als akustisches Bilderbuch verstehen, das die Zuhörenden auf eine imaginäre Wanderung durch eine Galerie innerer und kollektiver Erinnerungsbilder führt. Im Zentrum stehen existentielle Themen wie Verlust und Wiedergewinn, Angst und Zuversicht sowie die Suche nach Sinn in scheinbarer Sinnlosigkeit.

Der musikalische Verlauf beginnt mit einer chromatischen Entfaltung der Randstimmen, die sich allmählich voneinander entfernen. Diese Geste markiert einen zentralen konzeptionellen Impuls des Werks: das gleichzeitige Eröffnen und Aufbrechen – ein Motiv, das sowohl für Untergang als auch Neubeginn steht. Nach einer kurzen Zäsur treten Streicher und Bläser in einen Dialog. Bewegte Linien werden dabei immer wieder von akkordischen Einschüben unterbrochen, die versuchen, rhythmische Unruhe zu strukturieren und Stabilität herzustellen – ein klangliches Sinnbild für ein ordnendes, regulierendes System. Aus dem motivischen Material der Bläser entwickelt sich eine solistische Trompetenstimme, deren klare Melodieführung sukzessive in komplexere, organisch gewachsene Klangbilder übergeht. Der Einsatz eines volkstänzerischen Motivs bringt eine melancholische Färbung ein und ruft Erinnerungen an vergangene Zeiten hervor.

Das Werk verweigert ein geschlossenes Ende und bleibt klanglich offen – ein bewusster Verweis auf die individuelle Imagination der Zuhörenden. Marcus Nigsch widmet Beyond seinem Sohn.

Portraitfoto Marcus Nigsch © Florian Lechner